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Richard Wagners »Ring« historisch informiert

Ein Projekt der Dresdner Musikfestspiele

Ein Opernstoff, der ebenso begeistert wie polarisiert, der vielfach erforscht und diskutiert wurde und der bis heute nicht auserzählt ist: Mit seiner monumentalen Tetralogie »Der Ring des Nibelungen« schrieb Richard Wagner 1876 im Rahmen der ersten Bayreuther Festspiele Musikgeschichte und sprengte die Gattungsgrenzen des Musiktheaters mit einem Paukenschlag.
Im Jahr 2026, anlässlich des 150. Jubiläums der Uraufführung, soll der »Ring« abermals Geschichte schreiben: Unter der künstlerischen Gesamtleitung von Kent Nagano und Jan Vogler wird er im Rahmen eines mehrjährigen Vorhabens von 2023 bis 2026 neu erarbeitet – im Kontext seiner Entstehungszeit, auf Basis aktueller Erkenntnisse der Wagner- und Aufführungspraxis-Forschung, eingebunden in ein umfangreiches Rahmenprogramm und angegliedert an eine neue »Richard Wagner Akademie« in Dresden.


Im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Praxis

Das Besondere des Projektes ist die direkte Verbindung von wissenschaftlichem Arbeiten mit der musikalischen Praxis, wobei der Fokus darauf liegt, wie sich Wagner seinen »Ring« vorgestellt hat und wie er geklungen haben könnte. Die Wissenschaftler:innen arbeiten dazu eng mit dem Dirigenten Kent Nagano, den Orchestermitgliedern und den Sänger:innen zusammen. So inspirieren und befruchten sich Forschung und Praxis auf einzigartige Weise.

Im Rahmen der Erarbeitung erfolgt die aufwendige Rekonstruktion der historischen Instrumente und ihrer Spielweisen sowie die Wiederentdeckung eines historischen Umgangs mit dem Wort, der sich von heutigen Interpretationstechniken erheblich unterscheidet: Die Sänger:innen sangen seinerzeit nicht nur mit weniger Vibrato, sie verwendeten auch zahlreiche dramatische Mittel, die bis zum Sprechen reichen konnten.

Die Interpretation basiert zudem auch auf der intensiven intellektuellen und praktischen Beschäftigung der Mitwirkenden mit den Aufführungstechniken der Wagnerzeit in einer Vielzahl von Workshops. Ein wichtiger Punkt ist die kritische Ausleuchtung von Wagners gesellschaftspolitischer Einstellung sowie eine besondere Auseinandersetzung mit seinem Antisemitismus, der auch sein aufführungspraktisches Denken prägte.

Die einzelnen Werke der Tetralogie werden von 2023 an jährlich bis 2026 konzertant zur Aufführung gebracht und an namhaften Konzert- bzw. Opernhäusern sowie Musikfestivals national und international zu erleben sein. Ein besonderer Fokus liegt 2025 auch auf mitteleuropäischen Aufführungsorten, die eine lange Wagner-Tradition haben. In Prag beispielsweise wurde das damalige Neue Deutsche Theater 1888 mit Wagners »Die Meistersinger von Nürnberg« eröffnet; erster Theaterdirektor war Angelo Neumann, der sich wie kaum ein anderer für die Popularisierung von Wagners »Ring« in Europa eingesetzt hat.


Künstlerische Gesamtleitung

Kent Nagano Dirigent
Jan Vogler Intendant Dresdner Musikfestspiele


Die Wissenschaftler:innen

Die wissenschaftlichen Arbeiten werden begleitet von Forscher:innen verschiedener Disziplinen, darunter Expert:innen für Sprech-, Musik- und Kulturwissenschaft.

Wissenschaftliche Leitung: PD Dr. Kai Hinrich Müller (Hochschule für Musik und Tanz Köln)

  • Prof. Dr. Clive Brown
  • Dr. Dominik Frank (Universität Bayreuth)
  • Prof. Bernhard Hentrich (Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden)
  • Prof. Dr. Dr. h. c. Ursula Hirschfeld (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)
  • Christina Lena Monschau
  • Prof. Dr. Thomas Seedorf (Hochschule für Musik Karlsruhe)
  • Prof. Dr. Friederike Wißmann (Hochschule für Musik und Theater Rostock)
  • Prof. Dr. Michael Steinberg (Brown University, Providence, Rhode Island)

DIRIGENT & ORCHESTER

KENT NAGANO

gilt als einer der herausragenden Dirigenten sowohl für das Opern- als auch das Konzertrepertoire.

Seit der Spielzeit 2015/16 ist er Generalmusikdirektor und Chefdirigent der Hamburgischen Staatsoper und Hamburgischer Generalmusikdirektor des Philharmonischen Staatsorchesters. Sehr stark setzt er sich zudem als Künstlerischer Leiter des Projektes »The Wagner Cycles« sowie als Schirmherr der Herrenchiemsee Festspiele ein. Er ist Ehrendirigent des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin, von Concerto Köln, des Orchestre symphonique de Montréal sowie seit 2023 des Philharmonischen Staatsorchesters. Er arbeitet als Gastdirigent regelmäßig mit führenden internationalen Orchestern. Zahlreiche Einspielungen bezeugen seine Vielseitigkeit.

DRESDNER FESTSPIELORCHESTER

Wie sich leidenschaftliche Spielfreude und kenntnisreiche Interpretationen meisterhaft verbinden lassen, zeigt das 2012 gegründete Dresdner Festspielorchester.

das in einzigartiger Weise Musiker:innen führender europäischer Alte-Musik-Ensembles vereint. Neben seinem Chefdirigenten Ivor Bolton standen zudem u. a. Constantinos Carydis, David Robertson und Daniele Gatti am Pult des Orchesters. Eine Zusammenarbeit verbindet es weiterhin mit so renommierten Solist:innen wie Giuliano Carmignola, Isabelle Faust, Bejun Mehta, Waltraud Meier, Valer Sabadus, Nicola Benedetti, Thomas Zehetmair, Simone Kermes, René Pape und Martin Helmchen. Neben gefeierten Auftritten im Rahmen der Musikfestspiele führten Gastspiele u. a. in die Berliner Philharmonie, die Elbphilharmonie Hamburg, die Philharmonie Essen und zum Musikfestival nach Bogotá.

CONCERTO KÖLN

Leidenschaftliches Musizieren und die ungebrochene Lust an der Suche nach dem Unbekannten sind die Markenzeichen von Concerto Köln.

Seit 1985 zählt das Orchester mit dem unverwechselbaren Klang zu den führenden Ensembles der historischen Aufführungspraxis. Fest im Kölner Musikleben verwurzelt und gleichzeitig regelmäßig in den Musikmetropolen der Welt und bei renommierten Festivals zu Gast, steht Concerto Köln für herausragende Interpretationen von historischer Musik bis zur Romantik. Seit vielen Jahren beweisen die Musiker:innen in der Auswahl ihrer Projekte, dass sich künstlerischer Anspruch und Publikumserfolg nicht widersprechen. Die Offenheit des Repertoires zeichnet Concerto Köln seit seiner Gründung aus. Klassische Werke Glucks, Mozarts und anderer gehören seit den Anfängen des selbstverwalteten Orchesters auf den Spielplan.